Stahlwerke entstehen natürlich vor allem dort, wo große Erz-, Kohle- oder Koksvorkommen aufzufinden sind. Des weiteren ist das Vorhandensein der weiterverarbeitenden Industrie von wesentlicher Bedeutung. Hierfür wären Oberschlesien, Pittsburgh, S-Wales und das Rheinruhr Gebiet gute Beispiele. In dieser Aufzählung würde auch irgendwann die Unterwellenborner Region genannt werden können. Diese Region, welche sich bei Saalfeld befindet, kann auf eine schon weit reichende Geschichte zurückblicken. Kupfererze wurden schon in der Urgesellschaft gefördert, verhüttet und zur Bronzeherstellung genutzt. Bei den Anfängen der Eisenerzeugung schreibt man eine Zeit von 450 v.u.ZR. Dabei handelte es sich um Waffen und Werkzeugerzeugnisse.
Das Saalfelder Gebiet erlebte vor allem im 15.Jahrhundert seine wirtschaftliche Blüte, begründet durch die Nutzung der Silber- und Kupfervorkommen. Durch die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges kam die Förderung jedoch für lange Zeit zum Erliegen. Erst Anfang des 19. Jahrhundert lebte der Bergbau im Wutschetal zwischen Kamsdorf und Kaulsdorf wieder auf. Die Kamsdorfer Eisenerze galten als sehr begehrt und wurden auf der noch heute bekannten und auch noch vorhandenen Eisenstraße über die Pässe des Thüringer Waldes bis nach Suhl und Schmalkalden transportiert und dort zur Waffen- und Werkzeugherstellung verhüttet. Ende des 18.Jahrhunderts bezogen nahezu alle Eisenhütten des östlichen und mittleren Thüringer Waldes und sogar des Frankenwaldes ihren Rohstoff aus dieser Region. Dieser Zustand hielt bis 1867 an. Nun zeichnete sich jedoch ein technischer Rückstand der Holzkohleöfen ab und an einer Eisenbahn mangelte es auch. Jedoch erwarb nur ein Jahr später die Eisenwerkgesellschaft Maximillianshütte die Grubenfelder dieser Umgebung. Die Eisenwerkgesellschaft Maximillianhütte stammt eigentlich aus der Oberpfalz und wurde nach dem regierendem König von Bayern, Maximilian II Joseph benannt, welcher von 1848 bis zu seinem Tode am 10.März 1864 regierte benannt. Ab 1871 wurde das beliebte Erz wieder abgebaut. Im gleichen Jahr konnte auch die Bahnverbindung Gera-Saalfeld-Eichicht in Betrieb genommen werden. Diese wurde in den darauffolgenden Jahren stets erweitert. Die Anbindung an die Bahn war eine primäre Bedingung zur Wiederaufnahme der Erzförderung. Somit konnten auch die benötigten Baumaterialien für die neue Hochofenanlage mit der Bahn befördert werden. Hunderte von Bauarbeitern und Handwerkern machten sich an die umfangreiche Arbeit, Hochofenanlage (2 Kokshochofen mit einer Tagesleistung von je fast 50 Tonnen), Gebäude (vierstöckig) der Gebläsemaschinen, Möllerhaus, Hochofenwerkstatt und Verwaltungshäuser sowie Schlafhäuser zu errichten. Am 10.Juni 1873 floss das erste Roheisen in Unterwellenborn. Im ersten Betriebsjahr erzeugte der erste Hochofen eine stattliche Menge von 9600 Tonnen. Der zweite Hochofen wurde erst 5 Jahre später fertig gestellt. 1877 konnte dann auch die Erzbahn mit einer Spurweite von 1000 mm in Betrieb genommen werden. Diese Bahn garantierte nun auch die reibungsfreien Transport des Erzes von den Bergwerken zu den Hochöfen.
Die Hochofenanlage in Unterwellenborn lief gut an. Das gemasselte Roheisen ging per Bahn nach Haidhof, wurde dort in Kupolöfen umgeschmolzen, im Bessemer-Stahlwerk verarbeitet und auf den Walzenstraßen zu Schienen geformt. Der Transport des Eisens war jedoch zu teuer und so kam es zu immer lauter werdenden Forderungen nach Veränderungen und einer Optimierung dieses Fertigungsprozesses. Man entschied sich, das Bessemer-Stahlwerk nach Unterwellenborn zu verlegen, was man im Jahre 1878 auch verwirklichte. Durch eine klevere Technologie konnte man das flüssige Roheisen von den Hochöfen unmittelbar zu den Konvertern bringen und dort zu Stahl erblasen. Damit war Unterwellenborn der 2. Betrieb in Deutschland, nach dem Hochofenwerk Dortmund-Hörde im Ruhrgebiet, der mit direkter Konvertierung arbeitete. Als Besonderheit erschmolzen die Unterwellenborner Hochöfen auch das sehr gesuchte Spiegeleisen, welches sich durch seinen hohen Mangangehalt (10...12%) und einen geringen Kupfergehalt auszeichnet. Es wurde in ganz Deutschland sowie nach Polen und Ungarn und sogar nach Amerika exportiert.
Doch schon bald machten die Kosten dem jungem Stahlwerk schon wieder Probleme. Erhebliche Kosten entstanden durch den weiten Transport des unbedingt gebrauchten Kokses aus Westfalen sowie den hohen Koksverbrauch der Hochöfen an sich. Des weiteren musste man aus politischen Gründen den Stahl im bayerischen Haidhof walzen lassen, was wiederum Kosten verursachte. Man beschloss jedoch, die Schienen in Unterwellenborn schon vorzuwalzen. Der Koksverbrauch konnte durch den Einsatz von Schamottsteinen reduziert werden und der Schienenweg nach Haidhof konnte etwas verkürzt werden. 1882 ging der 3.Hochofen in Betrieb.
Aus früheren Versuchen, aus der anfallenden granulierten Hochofenschlacke, Ziegelsteine herzustellen, ging eine eigene Schlackenziegellei in Betrieb. Hier wurden bis zu 14 Millionen Mauersteine produziert.
In dieser Umgebung ging jedoch langsam das phosphorarme Erz zur Neige. Stadt dessen fand man jedoch mehr an phosphorreichen Erzen. Dieses war wiederum für die bisher genutzten Bessemer-Stahlwerke nicht zu benutzen. Hinzu kommt, dass es 10 mal mehr phosphorreiches Erz in Deutschland gibt, als phosphorarmes. Dies hatte zur folge, auf das Thomasverfahren umzusatteln. Mit dieser Entscheidung wartete man jedoch sehr lange, so dass andere Stahlwerke schon wesentlich früher umrüsten konnten. Kurz vor der Jahrhundertwende war es jedoch auch in Unterwellenborn soweit und es wurde kräftig modernisiert. In einer Zweijährigen Umbauphase wurden 2 neue Hochöfen mit einer Tagesleistung von je 150 Tonnen errichtet, sowie ein neue Möllerung und neue Dampfgebläse. Das alte Bessemer Stahlwerk wurde dafür stillgelegt. Unterwellenborn sollte nun mehr als 2 Jahrzehnte reiner Hochofenbetrieb bleiben.