1939 bis heute ...
Durch häufiges Umbauen und Erweitern des Stahlwerkes kam es jedoch zu technologischen und platzökonomischen Problemen. Des weiteren galten zwei der vier Hochöfen als verbraucht, die Duo-Straße wies konstruktive Mängel auf, viele Maschinen und Einrichtungen liefen an ihrer Belastungsgrenze, bzw. schon darüber hinaus, Bunkerung von Koks war nicht möglich, die Stromversorgung war unterdimensioniert, eine Entlüftung fehlte ganz, sanitäre Einrichtungen waren dem Bedarf schon lange nicht mehr gewachsen usw. Dies war in Hinsicht auf die Kriegswirtschaft ein nicht tragbarer Zustand. Somit stand dem Unterwellenborner Werk wieder eine umfangreiche Modernisierung ins Haus. Die produktionstechnischen und sozialen Verbesserungen seit 1934 trugen wesentlich dazu bei, die Bereitschaft der Gefolgschaft zu erhöhter Arbeitsleistung zu steigern. Nicht zuletzt durch das Unterwellenborner Werk wurde der „Flick“ -Konzern hinter den „Krupp“ -Konzern und den „Vereinigten Stahlwerken“ zum drittgrößten Stahlproduzenten in Deutschland.
1.September 1939 - Der II. Weltkrieg bricht aus. Wie schon im ersten Weltkrieg, so wurden auch zu dieser Zeit wichtige Leute zur Wehrmacht aus dem Stahlwerk abgezogen. Das Stahlwerk wurde Ziel diverser Luftangriffe, die jedoch durch Verdunkelungsmaßnahmen und geschickte Täuschungsmanöfer vereitelt wurden. Durch die ständigen Verdunkelungen und das damit verbundene ständige Abschalten der Öfen, Konverter etc. wurde die Qualität des Stahls jedoch stark gemindert. 1942 sank die Rohstahlerzeugung dramatisch weiter auf den Stand von vor 1937. Die Hüttenverwaltung bezeichnete diesen Leistungseinbruch als technisch bedingt. Mit den ausländischen Mitarbeitern und Kriegsgefangenen gab es massive Probleme. Wegen Mangel an qualifizierten Arbeitsplätzen stand das Hüttenwerk vor dem Erliegen. Anfang Februar 1943 löste der Sieg der Sowjetarmee in der Stalingrader Schlacht eine Kriegsentscheidende Katastrophe für Deutschland aus. Den gewaltigen Verlusten an Menschen und Material versuchte die Reichsregierung durch drastische Maßnahmen zu begegnen. Arbeitskräfte der Betriebe waren für den Fronteinsatz freizumachen, gleichzeitig sollte die Rüstungsproduktion kräftig erhöht werden. Mit großen Aufwand erklärte der Reichsminister für Propaganda, Dr. Goebbels, den totalen Krieg und forderte alle Deutschen an der Front und in der Heimat zu immer größeren Opfern für den versprochenen „Endsieg Großdeutschlands“ auf. Die Arbeitszeit der Angestellten wurde auf 50 ½ Stunden in der Woche erhöht. Immer schwerer lasteten die Auswirkungen des Krieges auf dem Werk und den Gruben, besonders aber auf den Familien der Hüttenarbeiter und Bergleute. Ende 1944 mussten bereits über 700 Hüttenarbeiter Kriegsdienst leisten. Diese Zahl entspricht fast 80 % zu seinerzeit im Werk beschäftigten Deutschen.
Im Sommer 1944 verfügte Hitler eine zweite Mobilisierung als letztes Aufgebot aller Kräfte. Wieder wurden bisher unabkömmliche Facharbeiter zur Wehrmacht eingezogen und durch dienstverpflichtete Frauen zu ersetzen versucht. Die Arbeitszeit in allen Thüringer Betrieben und damit auch im Unterwellenborner Stahlwerk wurde nochmals erhöht. Dieses Mal auf 60 Stunden die Woche.
Am 7.April 1945 erfolgte ein erneuter Bombenangriff auf Saalfeld, der unter anderem auch die Eisenbahnbrücke am Brauhaus zerstörte. Und am Montag, dem 9.April brach der Krieg mit Wucht auf die Hütte herein und legte sie mit wenigen Treffern still. Bomben zerstörten die Wind- und Gasleitungen an der Cowper- Gruppe II, Wasser- und Pressluftleitungen und Stromkabel, die Steigleitungen am Gasometer. Das Hüttenwerk war an seinen Lebensardern getroffen. Am gleichen Tag, nur wenige Stunden später, erfolgte der verheerende Bombenangriff auf Saalfeld. Sieben Stunden lang warfen alliierte Bomber in etwa 52 Anflügen mehr als 1000 Bomben auf den Bahnhof und auf die umliegenden Stadtteile. In den Morgenstunden des 14.April besetzten amerikanische Truppen kampflos die Dörfer Unterwellenborn und Kamsdorf und zogen in das Hüttenwerk ein. Eine ungewisse Zukunft erwartete die Maximillianshütte und die Familien der Kumpels.
Am 01.Juli 1945, einen Tag nach Abzug der Alliierten Truppen, rücken Einheiten der Sowjetarmee in Unterwellenborn ein. Das Werk kommt unter Kontrolle der sowjetischen Militäradministration (SMAD).
Ein Jahr später wurde Hochofen II wieder angeblasen. Am 24.03.1946 wird zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder produziert. Bis 1949 wurden auch die restlichen 3 Hochöfen wieder in Betrieb genommen. Damit stellte das Unterwellenborner Werk die einzigen 4 Öfen in der damaligen sowjetischen Besatzungszone. Im April 1947 wird das Werk von der SMAD an das Land Thüringen übergeben. Ein Jahr später wird die Maxhütte Unterwellenborn Volkseigener Betrieb. Am 31.12.1948 erzeugten die Maxhüttenkumpel in einer historisch gewordenen „Stahlschlacht“ an einem Tag 804 Tonnen Roheisen und 653 Tonnen Thomasstahl.
Auch andere Einrichtungen entstanden in den letzten Jahren der 50´iger. Hierbei wäre eine Betriebsberufsschule, eine betriebliche Forschungsstelle, ein Jugenddorf, eine Betriebspoliklinik, ein Betriebskindergarten, das Werkserholungsheim „Aktivist“ sowie ein Betriebskino zu erwähnen. Als bedeutendste Aktion bildet sich jedoch die Aktion „Max braucht Wasser“ heraus. Im Januar 1949 ist Spatenstich für dieses Jugendobjekt. In nur 85 Tagen bauen FDJler eine 5 km lange Leitung von der Saale über den roten Berg bis zur Maxhütte, um den Vier-Hochofen-Betrieb durch eine kontinuierliche Wasserversorgung zu sichern. Im April dieses Jahres fand die feierliche Einweihung statt.
1951 erfolgte der Bau eines Großversuchsofens unter dem Namen N-Ofen „Donauwörth“. 1950 geht der Brammenstoßofen in Betrieb. Zwei Jahre später erfolgt die Inbetriebnahme der Grobblechstraße sowie der Erzsinteranlage. Ein Jahr später nimmt die Rennanlage ihren Betrieb auf und schon wenig später folgt auch die neue Sauerstoffanlage. 1955 geht die Walzendreherei in Produktion.
1958 kann die Schlackenverwertung seine Produktion von Hohlblocksteinen aufnehmen. Vier Jahre später nimmt eine Gleitfilteranlage in der Schlackenverwertung seinen Betrieb auf. 1958 wird der VEB Saalfelder Eisenerzgruben in die VEB Maxhütte Unterwellenborn eingegliedert. Das seit 53 Jahren bestehende Zementwerk kann seine Produktion auf 600.000 Tonnen im Jahr steigern. 1963 geht der Großtagebau Kamsdorf in Verbindung mit einem neuen Verladebahnhof in Betrieb. 1964 wird im Thomasstahlwerk ein Kalkbunker errichtet, ein Waggonkipper der neuen Möllerung geht in Betrieb und das Elektrostahlwerk erhält neue Transformatoren. Die Traktionsumstellung in der Werkbahn von Dampflokomotiven auf Dieselmaschinen hat ebenfalls begonnen. Am Ende diesen Jahres kann eine positive Bilanz erstellt werden. Das Unterwellenborner Werk fuhr erstmalig seit 1946 wieder Gewinne ein. Ein Jahr später läuft die neue Möllerung an, welche seit 1961 gebaut wurde und das größte Investitionsvorhaben seit dem Zweiten Weltkrieg darstellte. 1968 konnte man eine erhebliche Verbesserung durchführen. Man konnte die Effektivität entscheidend steigern, in dem man die Heiswindtemperatur anhob, das Öleinblasen einführte und durch die Mölleranreicherung. Die hatte zur Folge, das man bei gleichem Produktionsausstoß von einem 4-Hochofenbetrieb auf einen 2-Hochofenbetrieb umsattelte. Hochofen III wurde Reserveofen für die Sicherung des durchgehenden Hochofenbetrieb. Im gleichen Jahr wurde die Rennanlage stillgelegt und das Niederschachtofenverfahren eingestellt. 1969 wird die Maxhütte Unterwellenborn Kombinationsbetrieb des neu gegründeten Qualitäts- und Edelstahlkombinats (QEK). Ebenfalls wird in diesem Jahr die Teltomatanlage übernommen und die Windversorgung läuft mit einer Cowperautomatik. Am 03.07.1970 geht im Presswerk ein Ringwalzwerk in Betrieb und löst die manuell schwere Freiformschmiedeproduktion ab. Einen Monat später kann man die Überschreitung der 1000 Tonnen Grenze als Tagesleistung an einem Hochofen seit Bestehen des Werkes bestätigen werden.
Im Jahre 1971 zählt man 6.341 Beschäftigte mit einem Durchschnittsalter von 43 Jahren. In diesem Jahr geht auch die Elektrifizierung der Blockstraße von statten. Innerhalb von 97 Tagen wurde der Antrieb der Blockwalze elektrifiziert und das Blockgerüst mit seinen Aggregaten modernisiert.
1972 wird der VEB Dolomitenwerk Wünschdorf Zweigbetrieb der Maxhütte Unterwellenborn und ein Jahr später folgt der VEB Stahlverformungswerk Ohrdruf.
1973 kommt es zur Rekonstruktion des alten Thomas-Stahlwerkes zu einem neuen und modernen Blasstahlwerk. In diesem Stahlwerk wird auch das QEM-Verfahren wirksam. Am 02.05.1974 kommt es zum Erblasen der letzten Charge des veralteten Thomas Verfahrens und das neue Blasstahlwerk wird in Betrieb genommen. Außerdem wird eine neue Sauerstoffanlage gebaut. Nach ganzen 29 Tagen Stillstand und Umbau des Stahlwerkes wird die erste Charge nach neuer Technologie „Bodenblasender Sauerstoff-Konverter“ am 10.06.1974 erblasen. Die Ergebnisse sind höhere Qualitätsmerkmale des Stahls und ein geringerer Sauerstoffgehalt.
Am 16.04.74 startet ein neues Jugendprojekt, welches den Namen „Millionen Fäden brauchen Stickstoff“ trägt. Das Objekt dauert knappe 5 Monate. In dieser Zeit konnte eine 10,5 Kilometer lange Stickstoffleitung von Unterwellenborn bis Schwarza errichtet werden.
Da die Kohlestauböfen im Presswerk als veraltet galten musste man nach Alternativen suchen. Eine Lösung versprach die Induktiverwärmung, welche im Februar 77 in Betrieb genommen werden konnte. Zwei Jahre später nahm der erste Industrieroboter im Presswerk seine Arbeit auf.
Im Jahre 1979 kam es zu den bedeutendsten in der Geschichte des Unterwellenborner Stahlwerkes zählenden Ereignissen. Am 27.07. wurde die Großbaustelle „Kombinierte Formstahlstraße (KFS)“ eröffnet. Das Profilwalzwerk der Maxhütte wurde 1980 bis 1984 als kombinierte Formstahlstraße im Auftrag der Maxhütte Unterwellenborn durch ein belgisches Firmenkonsortium „Lockerkill und Schloemann /Siemag“ gebaut und nahm im Sommer 1984 seinen Probebetrieb auf. Ein Jahr später konnte die reguläre Produktion aufgenommen werden und erreichte eine Jahresproduktion von 500 bis 600 Kilotonnen. Somit verfügt die Maxhütte ab sofort über die modernste kombinierte Formstahlstraße in ganz Europa. Auf dieser Walzstraße können sowohl Duo- als auch Trioprofile gewalzt werden. Es können die Beam Blanks aus eigener Produktion genauso gewalzt werden, wie auch Fremdmaterial. Produziert werden konnten 120...400 ´er Träger, 140...300´er U-Profile sowie verschiedene andere Profile (Spundwandbohlen, Felgen, Sonder-U, Schienen diverser Arten usw.) Bereits 1983 wird in der Konsequenz der neuen KFS die alte Triostraße stillgelegt. 1984 geht auch das sogenannte „KOSTE-Verfahren“ in den Dauerbetrieb. Dies ist ein Verfahren zum Einsatz von Braunkohlebrennstaub bei der Gewinnung von Roheisen.
Die früher herausragende Bedeutung hat die Stahlindustrie jedoch verloren, da Stahl vor allem in den 70er und 80er Jahren in starkem Maße durch Plast- und andere neue Werkstoffe ersetzt werden konnte. So ist auch zu erklären, wieso sich die Zahl der Arbeitsplätze in der EG in der Zeit der Stahlkrise von 600.000 (1980) auf unter 400.000 (1991) reduzierte. Dazu trug natürlich auch die Rationalisierung der Stahlherstellung bei.
Am 18.05.1990 scheidet die „Maxhütte Unterwellenborn“ aus dem Verband des „VEB Qualitäts- und Edelstahlkombinates“ aus. Es entsteht die „Maxhütte Unterwellenborn GmbH“. Der Zweigbetrieb „Stahlverformungswerk Ohrdruf“ scheidet ebenfalls am gleichen Tag aus dem Verband aus und wird als „Tobias Paletten GmbH“ neu gegründet. Das E-Stahlwerk und die DUO-Straße wurden vorübergehend stillgelegt. Das Presswerk erfuhr eine teilweise Produktionseinstellung und wurde nur bei Auftragserteilung wieder in Betrieb genommen. Das Stahlwerk hatte jetzt sehr große Probleme zu bewältigen. Als würde die allgemein schlechte Lage der Stahlindustrie dem Unterwellenborner Werk nicht schon genug Sorgen machen, kam noch die „Deutsche Einheit“ und die damit verbundene Währungsunion hinzu. Ganze Teile des Absatzmarktes brachen weg und neue zu gewinnen war schwerer denn je. Es war eine harte Zeit, die das Werk zu immer neuen Maßnahmen zur Kostensenkung zwang. So stellte man die Heizenergie auf Erdgas um, brachte Pellets anstatt Erz zum Einsatz im Hochofen und der Konverter wurde mit erhöhtem Schrotteinsatz gefahren. Die jedoch für die gesamte Region schmerzlichste Einsparung beinhaltete die Personalreduzierung. Beschäftigte die Maxhütte noch 1989 mit ihren Zweigniederlassungen in Ohrdruf, Wünschendorf und Schmiedefeld noch 6.500 Menschen, so zählte man nicht einmal Zwei Jahre später nur noch ca. 2.000 Menschen. Am 17.03.1992 beschließt der Verwaltungsrat der Treuhandanstalt Berlin den Verkauf der Kombinierten Formstahlstraße an die Luxenburger „ARBED-Gruppe“. Erleichterung ist damit angesagt, gibt ARBED doch an, in Unterwellenborn bis 1995 ein neues Elektrostahlwerk mit Strangussanlage bauen zu wollen.
Am 9.April 1992 erwarb die ARBED Gruppe den Kernbereich der Maxhütte Unterwellenborn, die 1985 in Betrieb genommene kombinierte Formstahlstraße, die in ihrer Art immer noch als das modernste Walzwerk Europas gilt. Seit dem 1.Juli 1992 fungiert als Erwerber und Betreiber die „Stahlwerk Thüringen GmbH“. Mit dem letzten Hochofenabstich am 10.Juli endet nach 120 Jahren die Roheisenproduktion in Unterwellenborn. Gut 14 Tage später beginnen die Abriss- und Demontagearbeiten auf dem ehemaligen MHU. Am 10.Juli 1992 erlosch somit der letzte Hochofen auf dem ehemaligen Maxhüttengelände. Um nach der Schließung der unwirtschaftlichen Flüssigphase der Maxhütte die Versorgung des Walzwerkes auf ein sichere, von Fremdzulieferungen unabhängige und zugleich kostengünstige Basis zu stellen, war der Bau eines eigenen Stahlwerkes unumgänglich. Aufgrund des hohen Schrottaufkommens im Umkreis von 80 km entschied sich das Unternehmen für den Bau eines modernen Elektrostahlwerkes mit Stranggießanlage. Im April 1994 wurde der Bau des erwähnten Elektrostahlwerkes genehmigt. Im August des gleichen Jahres konnte man bereits das Richtfest für das Elektrostahlwerk feiern. Hierzu wurde auch gleich noch ein Schrottplatz mit einer Kapazität von 40.000 Tonnen projektiert. Die alten Anlagen wurden größtenteils von ehemaligen Arbeitern der Maxhütte abgerissen. Die ARBED-Gruppe übernahm 620 Arbeiter. Die Anlage weist eine Kapazität von 630.000 Tonnen Halbzeug pro Jahr auf. Die Bauzeit betrug ein Jahr und beschäftigte etwa 250 Mann bei einem finanziellen Aufwand von über 200 Millionen DM. Die Energieversorgung wird durch eine neu gebaute 220 KV-Trasse gesichert. Die jetzt entstandene Einheit erlaubt eine Produktion in einem Fluss mit den Vorteilen einer erheblichen Energieeinsparung durch weitest gehenden Warmeinsatz. Das neue Elektrostahlwerk wurde von der deutschen und der österreichischen „VOEST-ALPINE Industrieanlagenbau“ errichtet.